Die Geschichte des Tachoumbaus (Update 31.01.2009)

 

  1. Zu meiner Person

Ich bin von Berufes wegen gelernter Industriemechaniker. Heute arbeite ich jedoch in der Dentalbrance als EDV-Systemberater und bin dort verantwortlich für die Hard- und Softwarekonfiguration der PC-Netzwerke, für alle unsere Standorte in Deutschland.

Ja was hat das mit Elektronik zu tun? Nun fast gar nichts. Mein Vater ist jedoch Radio- und Fernsehtechniker, somit wurde ich mit dem Lötkolben nun mal groß.

 

  1. Wieso ein Cockpit so umgestalten?

Das ist auch schnell erklärt. Mir gefiel das originale Design irgendwie nicht. Ich suchte nach einer Alternative. Früher bei meinem Golf 1, habe ich mir meine Tachoscheiben lackiert und mit „Rubbelbuchstaben“ neu beschriftet, da gab es noch keine fertigen Klebefolien und außerdem ist etwas Selbstgemachtes einfach individueller. Voraussetzung dafür ist, dass man es mindestens so perfekt hinbekommt wie Industriell gefertigt.

Nun zurück zum Cockpit. Ich fahre noch einen 2004er Passat 3BG, der natürlich blaue Hintergrundbeleuchtung im KI aufweist. Das gefiel mir schon ganz gut, aber der richtige Pepp fehlte da noch. Und da ich was richtig schönes und Corradowürdiges haben wollte setzte ich mich an meinen PC.

 

  1. Wie habe ich das gemacht?

Nun zuerst habe ich die Tachoscheiben ausgebaut und auf meinen Scanner gelegt. Dann habe ich in Macromedia Freehand die Scheiben geladen und vermessen. Als ich nun alle Eckpunkte hatte, habe ich eine neue Tachoscheibe als Grundgerüst als Vector gezeichnet, also einfach nur den Kreisabschnitt und die Teilstriche der Geschwindigkeitseinteilung. Daraus habe ich dann mein Design der Scheiben entwickelt. Teilweise, weil es einfacher war, habe ich mit Photoshop kleinere Fotomontagen erstellt, um mich meinem Ziel näher zu bringen. Diese Fotomontagen, habe ich dann in Freehand als Vector umgesetzt.

Hier mal so eine Fotomontage, die mit Photoshop erstellt wurde:

Nun leider musste ich zwischenzeitlich feststellen, das man das Design zwar klasse auf Papier drucken kann, aber die Firma die es in Kunststoff fertigen sollte das so nicht herstellen konnte. Auch das Innenleben des Kombiinstruments lies nicht alles so zu, wie ich es mir erdacht hatte. Also passte ich das Design den Möglichkeiten an. Während des Zeichnens kam ich auf die Idee sämtliche Warnleuchten in die Scheiben einzupflegen das schaffte neue Herausforderungen, wie z.B. das beschaffen der Symbolik. Da ich nirgends KFZ-Symbole als Vectoren finden konnte, habe ich die Symbole neu gezeichnet. Nach rund 6 Wochen zeichnen und malen, habe ich die fertigen PDF’s via Mail versendet, weitere 2 Wochen später bekam ich die heißersehnte Post (vielen Dank an dieser Stelle an Ingo Kopper für die erstklassige Arbeit!). Nun - jetzt fehlt ja nur noch die Beleuchtung.

  1. Es werde Licht!

Und es ward Licht…. Nur leider mit Hindernissen…

Wie wahrscheinlich viele andere auch, bin ich von Natur her ein fauler Mensch und wollte mir die Durchleuchtung der Scheiben ganz einfach machen. Ich kaufte angeblich weiße EL-Folie und legte die hinter die Scheiben. Ich musste jedoch schnell feststellen, dass EL-Folie viel zu wenig Leuchtkraft aufweist. Darum entschied ich mich für LED’s. Damit bekam ich dann aber ein neues Problem: Hotspots. An der Stelle an der eine LED leuchtet, entsteht ein sehr heller Punkt der aufgrund der Physik nach außen dunkler wird. Um das zu verhindern, habe ich halt sehr viele LED’s geplant. Zu dem kamen für mich nur SMD-LED’s in Frage, weil die schön klein sind und einen abstrahlwinkel von mindestens 120° aufweisen.

Mit einem guten Bekannten zusammen, habe ich dann Platinen entworfen. Ich zeichnete die Punkte auf den Scheiben ein, wo ich gerne eine LED hätte und mein Bekannter zeichnete mir dann in einem speziellen CAD-Programm die Platinen. Als alles soweit perfekt war, habe ich die Platinen mit ihm zusammen in einer Druckerei belichtet, also einen Lithofilm erstellt, die Platinen damit belichtet und schlussendlich die Platinen geätzt. Also ab damit nach Hause und mit der Laubsäge ausgeschnitten. Nun habe ich mich drangemacht die über 200! 0805er SMD-LEDs auf die Platinen zu löten. Die Größe 0805 ist 2,0 mm x 1,25 mm x 0,8 mm groß hier mal ein Bild zum Größenvergleich:

Auf dem Bild ist ein Standardjumper von einem CD-ROM-Laufwerk, die Lötspitze und eine 0805er Chip-LED zu sehen.

Da ich hin und wieder mit Elektronik bastele war das einlöten nicht schwer. Gut man muss dafür schon eine eigene Technik entwickeln, was bei über 400 Lötpunkten aber kein Problem ist.

 

Nachdem alle LED’s verbaut waren, habe ich die Scheiben davor gehalten und mich an dem schönen und tiefen Blau ergötzt.

 Es sah wirklich alles ganz gut aus, also musste ich ja nur noch die Platinen irgendwie in das KI bekommen. Und das war dann auch das größte Problem…

 

  1. Der Einbau

Ja… der war dann etwas schwieriger. Denn nichts passte so schön, wie ich es geplant hatte. Die Realität holte mich sehr schnell ein. Zuerst passte ich die Kunststoffträger an. Genau genommen verkleinerte ich die soweit, dass nur das Nötigste stehen geblieben ist.

 

Nun versuchte ich die Platinen darauf zu platzieren, aber das ging leider nicht. Damit die Beleuchtung funktionieren kann, muss man zwischen der neuen Tachoscheibe und der Platine rund 8-10mm Platz haben. Das ging aber wegen der Zeigerbeleuchtung nicht. Ich hatte mich mächtig verplant. Ich musste echt schweren Herzens die schöne Platine Kleinsägen…. In diesem Moment wurde mir klar, es wird eine neue Version der Beleuchtungsplatinen geben, also taufte ich diesen Prototypen auf die Versionsnummer 1.0. Aber ich musste das Projekt erst mal zu Ende bringen, weil doch mittlerweile sehr viel Geld da rein geflossen ist. Ja die blauen LED’s wuchsen dahmals nicht am Baum und mal eben neue Platinen zu erstellen, hmm das war auch nicht so einfach, heute schon, aber dazu später mehr. Ich bastelte also noch ein paar Wochen daran rum und bekam es tatsächlich so hin, dass es von außen perfekt aussah. Nachdem ich dann die Fotos und mein Projekt veröffentlicht habe, konnte ich mich vor anfragen gar nicht mehr retten.

Einer bot mir soviel Geld, das ich mich entschloss das Innenleben der Beleuchtung zu verkaufen und gab ihm das Recht frei einen Satz Scheiben in meinem Design anfertigen zu lassen. Ich fuhr dann halt erst mal wieder mit Standardbeleuchtung herum, aber immer noch mit meinen schönen Scheiben.

 

  1. Was kommt jetzt?

Nun da ich jetzt ja mit den Platinen von neuem Anfangen musste, hatte ich ja auch die Chance alles besser zu machen. Mittlerweile hatte ich mich mit dem CAD-Programm Eagle beschäftigt und war daher selbst in der Lage die Platinen mustergültig zu entwerfen. Ich bekam von meinem Bekannten auch noch eine wichtige Hilfestellung. Er zerlegte gerade seinen Mini2 und zeigte mir seine Cockpitscheiben und die Art wie diese beleuchtet wurden. Davon inspiriert entwarf ich Platinen, die mit wesentlich weniger LED’s  auskamen. Natürlich hatte ich die zuvor gemachten Fehler ausgemerzt. Nach rund 3 Wochen „eaglen“ waren alle Platinen fertig entworfen. Nun mussten die nur noch gefertigt werden. Da ergab sich nun eine neue Möglichkeit. Statt die Platinen zu belichten und zu ätzen, kann man diese auch einfach mit einem Gravierstichel auf einer CNC-Portalfräse fertigen. Das hat dann gleich mehrere Vorteile. Es geht es viel schneller, die Bohrlöcher sitzen exakt an der richtigen Stelle und man kann die Kreisrunden Platinen direkt ausscheiden lassen. Solch eine Platine sieht dann einfach nur genial aus.

Aber das war ja noch nicht alles. Wenn schon eine 2. Version, dann sollte die ja auch noch was haben, was kein anderer hat, denn meinen Tacho fährt ja schon jemand. Also setze ich mich dran und entwarf einen Schaltblitz, bzw. ein Drehzahlleuchtband, das mir den optimalen Schaltpunkt anzeigt. Dazu entwickelte ich eine Platine, die Huckepack unter die Drehzahlmesserplatine passt und so also einfach als optionales Modul aufgesteckt wird. Dieses Leuchtband brachte mich aber fast um den Verstand. Er wollte einfach nicht funktionieren. Nachdem ich aber viel mit den IC’s herumgespielt habe, klappte es dann doch irgendwann. Nun habe ich ein „animiertes“ Corradologo im Drehzahlmesser. Das Logo leuchtet in 6 Stufen ab 5500 rpm bis 6400 rpm von Links nach rechts und bei der Maxdrehzahl von 6500 rpm leuchtet das VR6-Logo darunter in roter Farbe. Das ganze kann man sich auf meiner Hompage (www.ds-one.de) als kleines Flashvideo anschauen. Wem die Qualität nicht ausreicht, den kann ich diesen Link noch empfehlen: www.ds-one.de/dzm/dzm.mpg . das ist eine ca. 8,5 MB große Datei mit demselben Video, halt nur in besserer Qualität. Die Platine für das Leuchtband sieht im Übrigen so aus:

 

 

Das waren zwar nur die Prototypen, aber im Großen und Ganzen ist die Platine so verbaut.

Nun zum Schluss noch ein paar Fotos von der Version 2.1 des Tachoinnenlebens:

 

Modifizierte Tank/Wasseranzeige

Bestückte TW-Platine

 

Drehzahlmesser von hinten

und von vorne

 

 

  1. Es fehlt noch was

 

Tja nun war das Kombiinstrument fertig. Aber das Gesamtbild im Cockpit sah noch nicht so doll aus. Das Radio, ein 92er Sony, leuchtete grün oder orange. Beides passte nicht so ganz zu dem KI und musste halt noch angepasst werden. Ich entschied mich für die VW-Farbvariante: Display blau und Tasten rot. Also schnell das Bedienteil (nicht abnehmbar, sondern noch gutes altes Quickout) zerlegt, die 1210er DUO-SMD’s ausgelötet und gegen rote, respektive blaue 1206er SMD-LED’s ersetzt. Natürlich habe ich auch alle Schalter umgebaut, ebenfalls auf VW-Standard rot. Dazu setze ich 3mm LED’s und im Leuchtweitenregler 0805er SMD-LED’s ein. Ja und nun kam noch der etwas kniffeligerere Teil. Die Heizungsblende. Die war natürlich auch noch grün, also erst mal mit dem kleineren Übel angefangen und die grüne Spannhülse des Zigarettenanzünders gegen eine Rote vom Golf 4 getauscht. Nun schaute ich mir die Blende des Heizungsreglers an. Beim näheren betrachten stellte ich recht schnell fest, das selbst wenn ich die grüne Streufarbe ab bekomme und es tatsächlich schaffen sollte die Blende schön blau oder rot zu beleuchten, dann passt es trotzdem nicht zu dem Design des Kombiinstruments. Ich schaute nach anderen Möglichkeiten die Komplette Blende gegen Regler aus dem Passat oder dem Golf zu ersetzen. Aber das war nicht so einfach, weil ich eine Klimaanlage habe, die beim alten Modell über Unterdruck gesteuert wird. Außerdem wollte ich nicht auf das neue Modell umrüsten, weil ich den Corrado doch nicht zu sehr umbauen, sondern nur das alte Design ein wenig aufpeppen wollte. Also setze ich mich schnell wieder an den Rechner und entwarf eine neue Blende für das alte Klimamodell in dem Design des Kombiinstruments. Auch hierfür ließ ich mir die Scheibe beim selben Hersteller drucken, der auch die Tachoscheiben angefertigt hat.

Ich zeichnete dafür wieder eine Platine, die natürlich ebenfalls gefräst wurde. Dabei kamen auch hier wieder sehr viele 0805er SMD-LED’s zum Einsatz.

 

 

 

  1. Das liebe Geld

 

Ja sicherlich kann sich jeder vorstellen, das so ein Projekt viel Geld verschlingt. Ja das hat es auch. Die erste Version hat mir gut und gerne 500 € gekostet. Natürlich war es ein Prototyp und daher geht das ja auch in Ordnung. Die 2. Version kostet nur noch einen Bruchteil davon, weil man halt keine groben Schnitzer mehr macht.

Ich habe hier mal eine Kostenaufstellung zusammengefasst:

 

Alle Platinen isolations- und auschnittgefräst (CNC): 

Tank/Wasser

Tacho

DZM ohne Schaltblitz

LCD KM

LCD MFA

 

zuzüglich

 

47 SMD LEDs blau

75 SMD LEDs rot

2 SMD LEDs orange

27 SMD Widerstände

2x Micromatch Anschlussstecker mit farbigem Flachbandkabel

7x Platinenstecker mit farbigen Leitungen

 

+

 

Scheiben in Durchleuchttechnik  (alleine 85 €)

 

 

Zusammen rund 185,00 €

 

Der Preis versteht sich unbestückt als Bausatz. Das Bestücken und gar das einbauen der Platinen ist eigentlich unbezahlbar. Für den Einbau kann man gut 20 Stunden rechnen. Für das Bestücken grob 1,5 Stunden pro Platine.

 

Hinzu kommt optional die DZM-Platine für 50 € und eventuell noch mal die Heizungsblende, die mit der Scheibe 50 € kostet.

 

Also alles in allem kein billiger Spaß, aber es war mir mein Corrado wert.

Wenn ich das mal so zusammen rechne, habe ich für alles zusammen, also auch mit den Fehlentwicklungen, bisher gut 650 € ausgegeben.